KGA Kreuztal e.V.
105 Jahre grüne Lunge für Berlin


Bezirksverband der Gartenfreunde  Berlin-Treptow  e.V.


Naturnah oder ungepflegt? - Eine Handreichung zur Gartenbegehung


Manche Gärten sehen nach konventioneller Sichtweise auf den ersten Blick ungepflegt aus. So wie Menschen unterschiedlich ihr Wohnzimmer einrichten, sollten sie auch unterschiedlich ihre Gärten gestalten dürfen. Je unterschiedlicher die Gärten sind, desto größer die ökologische Vielfalt. Durch verschiedene Konzepte im Kleingarten fühlen sich mehr unterschiedliche Menschen angesprochen.
Naturnahe Gärten sind in den heutigen Zeiten des Klimawandels widerstandsfähiger gegenüber Klimaextremen, schützen den Boden und bieten bedrohten Tieren und Pflanzen Unterschlupf. Das ökologische Gärtnern ist mittlerweile  Leitbild des Berliner Landesverbands und liefert Argumente für den Erhalt von Kleingartenanlagen in einer wachsenden Stadt.
Leider nutzen Kleingärtnerinnen, die mit der Bewirtschaftung des Gartens überfordert sind und deren Gärten verwildern, häufig die Begründung, es handele sich bei ihrem Garten um einen „Naturgarten". Dies schadet dem Ansehen der echten Naturgärten immens. Umso wichtiger ist es, echte naturnahe Gärten von schlecht bewirtschafteten und ungepflegten Gärten unterscheiden zu können, z.B. bei Gartenbegehungen.

Einen ungepflegten  Kleingarten schnell erkennen: 5 sichere Anzeichen
1. Aufwuchs von sich aussamenden, hochwachsenden  Bäumen wie Ahorn, Pappel, Birke, Ulme, Robinie.
2. Herumliegendes Fallobst und Fruchtmumien an den Obstbäumen.
3. Fehlender oder lange nicht bewirtschafteter Kompost.
4. Verstreut herumliegende Materialien, die keine erkennbare Verwendung haben und nichts mit dem Gärtnern zu tun haben, wie Müll und Schrott, Autoreifen, Möbelteile etc.
5. Klares Konzept der Bewirtschaftung und Kenntnis der Pflanzen fehlen: das wird im direkten Gespräch schnell erkennbar.

erster Eindruck

naturnaher Garten


ungepflegter Garten

Die Gartenästhetik unterscheidet sich von klassischen Gärten. Der Garten wirkt dichter bepflanzt, wilder und natürlicher, Struktur und unterschiedlich gestaltete Bereiche sind aber erkennbar.

Auch bei näherer Betrachtung ist keine Struktur im Garten erkennbar. Das Durchkommen kann sogar erschwert sein, z.B. dutrch Brombeerdickichte.

Bei genauerem Hinmsehen wirkt der Garten genutzt und nicht unkontrolliert verwildert. Die Nutzung verteilt sich unterschiedlich stark auf einzelne Bereiche.

Der Garten sowie die baulichen Einrichtungen sehen in der Gesamtheit ungenutzt, verwildert, sogar verfallen aus. Es ist über längere Zeit kein menschliches Eingreifen erkennbar

Es besteht eine große Vielfalt an Kulturpflanzen, Wildpflanzen werden mit einbezogen

Durch fehlendes Eingreifen haben sich häufig bereits eine oder wenige dominante Arten etabliert, was die Vielfalt ggf. verringert.


direktes Gespräch mit Pächterin/ Pächter

Naturgärtner innen folgen in der Gestaltung ihres Gartens einem klaren eigenen Konzept oder einer bestimmten Methode (z.B. Permakultur) und können diese auf Nachfrage erklären.

Auf Nachfrage scheinen die Pächter innen mit der Gartengestaltung überfordert. Meist haben sie keinen klaren Plan und wissen nicht, welche Gartenarbeiten in welcher Reihenfolge erledigt werden sollten.

Naturgärtner innen kennen die Wildpflanzen und können Standort und Nutzen für den Garten begründen oder deren Verwendung beschreiben

Die Wildpflanzen werden nicht erkannt, deren Nutzen kann nicht benannt werden


gärtnerische Aktivitäten

Parzelleninhaber/in ist regelmäßig (im Regelfall mind.2x pro Woche) auf der Parzelle und arbeitet dort. Gärtnerische Aktivitäten sind erkennbar

Parzelleninhaber/in ist kaum anwesend. Kaum gärtnerische Aktivitäten erkennbar

Kleingärtnerische Nutzung ist vorhanden, manchmal durch Mischbepflanzung nicht so scharf abgegrenzt. Häufig gibt es eine Vielfalt an Wildobst, alten Sorten und wenig bekannten oder in Vergessenheit geratenen Nutzpflanzen.

Anbauflächen sind nicht vorhanden oder schlecht kultiviert. Pflanzen sind vertrocknet, überreif oder mit Pflanzenkrankheiten stark befallen.

Die Vorschriften laut Bundeskleingartengesetz und Unterpachtvertrag werden beachtet, Heckenhöhe und Abstandsregeln werden eingehalten.

Häufig wird die angebliche Naturnähe als Argument genutzt, um bestehende Regeln zu missachten (ungeschnittene Hecken, unzulässiger Aufwuchs von Gehölzen)

Fläche vor der Parzelle nicht kahl sondern ggf. bepflanzt, aber gepflegt. Wildstauden, ausgewählte Wildkräuter wie z.B. Königskerze, oder Aussaat einer Blütenmischung.

Fläche vor der Parzelle nicht bearbeitet, jede Art von Wildkräutern, Rasen nicht gemäht.


Wildpflanzen

Aufwuchs von sich aussamenden, hochwachsenden Laubbäumen wird entfernt

Gehölzaufwuchs von Ahorn, Birke, Robinie, Ulme und anderen Pionierarten wird nicht entfernt.

Kletterpflanzen wie Efeu, Waldrebe, wilder Hopfen werden entfernt oder zurückgeschnitten, damit sie nicht in die Gehölze wachsen oder Zäune belasten

Wilde Kletterpflanzen wachsen in die Obstbäume und nehmen ihnen Licht. Große, ungepflegte Mengen wilder Hopfen oder Waldrebe hängen an Zäunen.

Hoher Anteil an Wildkräutern, alter Bestand von Zier- und Kulturpflanzen wird meist eingebunden. Die Ausbreitung von Wildpflanzen wird gesteuert durch Jäten, was am Kompost erkennbar ist

Wildkräuter und Spontanvegetation verteilen sich gleichmäßig über den ganzen Garten. Alter Bestand von Zier- und Kulturpflanzen wird bedrängt. Regulierende Eingriffe sind nicht erkennbar.

Sehr dominante Wildkräuter werden vollständig entfernt (z.B. Wurzelunkräuter, Ackerkratzdistel, Quecke) oder stark in der Ausbreitung kontrolliert (z.B. Giersch)

Sehr dominante Wildkräuter breiten sich unkontrolliert aus und verringern die Vielfalt im Garten


Rasen/ Wiese

Rasen mit vielen Beikräutern wie Klee oder Gänseblümchen und / oder Blumenwiese (2x pro Jahr gemäht). Optisch im Sommer eher trocken, da nicht mit Trinkwasser bewässert.

Lange nicht gemähter Rasen mit erstem Gehölzaufwuchs und mehrjährigen Arten wie Goldrute, Rainfarn, Beifuß etc.


Obstbäume

 

Obstbäume sind beerntet, kein herumliegendes Fallobst


Fruchtmumien, herumliegendes Fallobst

Obstbäume werden regelmäßig (Jungbäume jedes Jahr) fachgerecht geschnitten

Obstbäume wurden noch nie oder lange nicht geschnitten.


Kompost

 

Muss immer vorhanden sein! Wird regelmäßig genutzt (frisches Pflanzenmaterial ist darin zu finden) und umgesetzt.

Kein Kompost vorhanden oder lange nicht bewirtschaftet. Es ist darauf kein frisches Pflanzenmaterialerkennbar, fertiger Kompost wird nicht geerntet, kein Platz zum Umsetzen vorhanden.